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Abschaffung der Vorkasse für Flugtickets soll Verbraucherrechte stärken

veröffentlicht am

Die niedersächsische Landesregierung will über eine Bundesratsinitiative die Abschaffung der Vorkasse bei Flugreisen erreichen. Die Ticketkosten wären dann erst am Check-In-Schalter zu zahlen. Damit will das Land erreichen, dass Verbraucher nicht auf den Kosten ausgefallener Flüge sitzen bleiben.

Fluggäste warten am Check-In
Foto: Oleksii Nykonchuk/AdobeStock

Personalmangel, hoher Krankenstand, Corona und zu viele Anfragen

Der Sommer 2022 wird vom Flughafenchaos an deutschen Flughäfen geprägt. Der Personalmangel bei den Airlines, beim Flughafenpersonal und ein hoher Krankenstand bei den verbleibenden Mitarbeitern veranlassten insbesondere die Lufthansa und easyJet dazu in den letzten Monaten zahlreiche Flüge kurzfristig zu streichen. Storniert die Airline einen Flug, haben die Fluggäste gemäß der EU-Fluggastrechteverordnung verschiedene Ansprüche: Zum einen sind die Ticketkosen innerhalb von sieben Tagen zu erstatten und zum anderen kann eine Entschädigungszahlung verlangt werden, wenn die Airline weniger als 14 Tage vorher über den Flugausfall informiert hat. Nichtsdestotrotz bleiben zahlreiche Fluggäste auf Ihren Kosten sitzen. Die Airlines brauchen für die Bearbeitung einzelner Anfragen teilweise Monate. Grund dafür soll die Vielzahl an Anfragen, die Komplexität einzelner Fälle gepaart mit fehlendem Personal in den Claim-Handling-Abteilungen sein. 

 

Ohne Vorkasse sollen Verbraucher finanziell entlastet werden

Dies will das Land Niedersachsen nun ändern. Per Bundesratsinitiative soll ein neuer Gesetzesvorschlag in den Bundestag eingebracht werden: Die Abschaffung der Vorkasse bei Flugtickets. Verbraucher sollen dadurch erst beim Check-In die Ticketkosten zahlen müssen. Fällt der Flug vorher aus, haben die Verbraucher zumindest noch keine Kosten in die Reise investiert. "Fluggäste haben oft Monate zuvor das Flugticket bezahlt, müssen sich im Falle einer Stornierung aber mühsam und teilweise langwierig um eine Rückerstattung bemühen.", erklärte der niedersächsische Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) den Vorstoß. Wie die Landesregierung bei der heutigen Kabinettssitzung (23.08.2022) beschloss, soll die Gesetzesinitiative am 16.09.2022 in den Bundesrat eingebracht werden. Stimmt der Bundesrat dem zu, kann die Gesetzesinitiative dem Bundestag vorgelegt werden.

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Verbraucher gewähren "zinslosen Kredit"

Unterstützung erhält die Initiative von der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Die Vorstreckung der Ticketkosten komme einem zinslosen Kredit gleich, sodass bei einem Flugausfall die Verbraucher auf ihren Kosten sitzen bleiben und im schlimmsten Fall sogar noch das Insolvenzrisiko eines Flugunternehmens tragen, kritisierte Marion Jungbluth, Expertin für Mobilität der Verbraucherzentrale, das aktuelle Prinzip der Vorkasse. Auch das Bundeswirtschaftsministerium sieht in dem Vorschlag eine Stärkung der Verbraucherrechte.

 

Zahlung im Voraus ermöglicht günstigere Tickets

Die niedersächsische Gesetzesinitiative stößt auch auf Kritik. So mahnte der Verkehrspolitiker Thomas Bareiß (CDU): "In einem wachsenden globalen Reisemarkt ist es sehr wichtig, dass Deutschland für Airlines und Flughäfen wettbewerbsfähig bleibt und nicht an Attraktivität verliert." Zudem habe das Vorkasse-System gewichtige Vorteile, sagte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, so könne die Airline langfristig planen, die Flugzeuge auslasten und dadurch günstigere Flugtickets und Rabatte für Frühbucher anbieten. Die Lufthansa hat bereits ein Ticketkategorie ohne Vorkasse im Angebot. Mit "Pay as you fly" werden die Ticketkosten erst bei Flugantritt fällig. Dieses Angebot richtet sich vorrangig an Geschäftskunden, die vermehrt fliegen und aufgrund des Arbeitsalltages nicht vorher planen können, wann sie fliegen können. "Pay as you fly" ist aufgrund der Flexibilität teurer als andere Kategorien.

 

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