Air-India-Absturz: Details und neue Erkenntnisse aus den Ermittlungen im Überblick

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Die Ermittlungen zum Absturz von Air India Flug 171 in Ahmedabad am 12. Juni 2025 nehmen eine neue Wendung. Die jüngsten Erkenntnisse vertiefen das Rätsel um die Ursache und sorgen für Diskussionen in der Luftfahrtbranche.

Air India Crash Boeing 787 Cockpit
© Darren/AdobeStock

Bereits mit Meldung vom 11.07.2025 unter dem Titel "Air-India-Absturz: Ermittler fokussieren Cockpit – Verdacht auf menschliches Versagen oder Sabotage" fassten wir die bis dahin bekannten Fakten zur Air-India-Katastrophe zusammen und berichteten über einen Verdacht auf menschliches Fehlverhalten. Nun erweitern neue Details den bisherigen Kenntnisstand.

Was ist neu? Vorläufiger Untersuchungsbericht veröffentlicht

Die indische Flugunfall-Untersuchungsbehörde (AAIB) hat einen vorläufigen Bericht veröffentlicht. Darin wird bestätigt, dass beide Triebwerke der Boeing 787 kurz nach dem Start durch die Betätigung der sogenannten Fuel-Control-Switches (Kraftstoffschalter) im Cockpit abgeschaltet wurden – innerhalb von nur einer Sekunde nacheinander. Diese Schalter sind normalerweise gegen unbeabsichtigtes Betätigen gesichert und werden im regulären Betrieb nur am Boden genutzt.

Die Auswertung des Cockpit Voice Recorders ergab, dass einer der Piloten den anderen unmittelbar nach dem Leistungsverlust fragte: „Warum hast du abgeschaltet?“ Die Antwort lautete: „Ich habe es nicht getan.“ Wer die Schalter betätigt hat, ist weiterhin unklar. Die Stimmen konnten bislang nicht eindeutig zugeordnet werden.

💡 Schon gewusst? Das macht eine Flugunfall-Untersuchungsbehörde

Eine Flugunfall-Untersuchungsbehörde untersucht unabhängig die Ursachen von Flugunfällen und schweren Störungen im Luftverkehr. In Deutschland übernimmt diese Aufgabe die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) mit Sitz in Braunschweig. Ziel ist es nicht, Schuldige zu finden, sondern aus allen technischen, menschlichen und organisatorischen Faktoren zu lernen und die Flugsicherheit nachhaltig zu verbessern. Die Ermittlungen erfolgen eigenständig und ohne Einfluss Dritter, damit künftige Unfälle möglichst verhindert werden können. 

Keine konkreten Hinweise auf Technikfehler oder Sabotage

Die Ermittler fanden bislang keine technischen Defekte an den Triebwerken oder der Steuerung. Auch Hinweise auf Sabotage, Treibstoffverunreinigung oder äußere Einflüsse fehlen. Wartung und Sicherheitschecks waren laut Bericht ordnungsgemäß durchgeführt worden.

Ein bereits 2018 von der US-Luftfahrtbehörde FAA herausgegebenes Bulletin zu möglichen Problemen mit der Arretierung der Schalter wurde von Air India zur Kenntnis genommen, aber nicht verpflichtend umgesetzt. Die Ermittler prüfen, ob dies eine Rolle gespielt haben könnte.

Reaktionen und offene Fragen

Die Veröffentlichung des Berichts hat eine kontroverse Debatte ausgelöst. Experten betonen, dass die Schalter so konstruiert sind, dass ein versehentliches Abschalten im Flug praktisch ausgeschlossen ist. Die Pilotenvereinigung ALPA-I kritisierte, dass der Bericht zu früh auf menschliches Versagen hindeute, ohne alle Fakten zu kennen, und fordert eine „faktenbasierte, faire Untersuchung“.

Air India und die britische Luftfahrtbehörde AAIB mahnen zur Zurückhaltung bei Spekulationen. Der CEO von Air India betonte, dass die Ermittlungen noch lange nicht abgeschlossen seien und keine voreiligen Schlüsse gezogen werden sollten.

Was bleibt unklar?

  • Die zentrale Frage, warum und wie beide Kraftstoffschalter im Cockpit fast gleichzeitig auf „CUTOFF“ gestellt wurden, bleibt unbeantwortet. Die Ermittler arbeiten weiter an der Auswertung der Cockpitaufnahmen und prüfen, ob ein technischer Defekt, menschliches Versagen oder eine Verkettung von Umständen vorlag.
  • Die Identifizierung der Stimmen auf dem Voice Recorder und die genaue Rekonstruktion der letzten Sekunden im Cockpit gelten als Schlüssel zur Aufklärung.

Wie geht es weiter?

Die Ermittlungen werden unter Einbindung internationaler Experten fortgesetzt. Ein Abschlussbericht mit endgültigen Ursachen und Empfehlungen wird bis spätestens Juni 2026 erwartet. Bis dahin bleibt der Absturz von Flug AI171 eines der rätselhaftesten Luftfahrtunglücke der letzten Jahre.

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