Air-India-Absturz: Ermittler fokussieren Cockpit – Verdacht auf menschliches Versagen oder Sabotage

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Vier Wochen nach dem verheerenden Absturz einer Air-India-Boeing 787 Dreamliner in Ahmedabad stehen die Ermittlungen vor einer entscheidenden Wendung. Während technische Defekte zunächst als mögliche Ursache galten, verdichten sich nun die Hinweise, dass das Unglück auf menschliches Versagen oder sogar vorsätzliches Handeln im Cockpit zurückzuführen sein könnte.

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© Nadun/AdobeStock

Was geschah beim Absturz?

Am 12. Juni 2025 startete Flug AI171 mit 241 Menschen an Bord von Ahmedabad nach London. Nur 36 Sekunden nach dem Abheben verlor die Maschine rapide an Höhe und stürzte in ein Gebäude eines medizinischen Colleges. Neben den 241 Insassen kamen 19 Menschen am Boden ums Leben – nur ein Passagier überlebte das Unglück.

Unmittelbar nach dem Absturz begannen die indischen Behörden mit der Auswertung der Flugschreiber. Erste Berichte deuteten auf einen plötzlichen Schubverlust hin: Die Piloten hatten kurz nach dem Start fehlenden Schub gemeldet, beide Triebwerke fielen offenbar nahezu gleichzeitig aus. Die sogenannte Ram-Air-Turbine, ein Notfallpropeller zur Energieversorgung, fuhr aus – ein klares Indiz für einen vollständigen Triebwerksausfall.

Fokus auf Cockpit: Treibstoffschalter im Zentrum der Ermittlungen

Nach Auswertung der Blackboxen konzentrieren sich die Ermittler nun auf zwei Treibstoffschalter im Cockpit, die die Versorgung der Triebwerke regeln. Das Branchenportal „The Air Current“ berichtet, dass diese Schalter bewusst gesichert sind und nicht versehentlich betätigt werden können. Ein US-Luftfahrtexperte betonte, das Abschalten eines dieser Schalter führe nahezu sofort zum Leistungsverlust der Triebwerke – ein Vorgang, der nicht unbeabsichtigt erfolgen könne.

Die Ermittler prüfen daher, ob einer oder beide Piloten die Schalter absichtlich oder fahrlässig betätigt haben könnten. Auch Sabotage oder ein gezielter Eingriff werden nicht ausgeschlossen. Hinweise auf einen mechanischen Defekt an den Triebwerken oder eine Konstruktionsschwäche des Dreamliners gibt es bislang nicht. Auch Treibstoffverunreinigungen, wie sie bei ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit auftraten, konnten nach bisherigen Erkenntnissen ausgeschlossen werden.

Internationale Unterstützung und weitere Schritte

Die indischen Behörden haben mittlerweile einen UN-Sonderbeauftragten in die Untersuchungen eingebunden, um internationale Expertise zu nutzen und maximale Transparenz zu gewährleisten. Ein erster Zwischenbericht liegt der zivilen Luftfahrtbehörde DGCA und dem Ministerium für zivile Luftfahrt vor, ist aber bislang nicht öffentlich einsehbar.

Air India hat den Flugverlauf im Simulator nachgestellt: ohne Auffälligkeiten, solange die Triebwerke funktionierten. Das legt nahe, dass die Ursache tatsächlich im Bereich der Treibstoffversorgung oder im Cockpit zu suchen ist.

Was bedeutet das für die Luftfahrt?

Der Absturz gilt als eine der schwersten Katastrophen der vergangenen Jahre und wirft erneut Fragen zur Sicherheit und zu den Kontrollmechanismen im Cockpit auf. Die Ermittler betonen, dass bei Flugzeugunglücken häufig mehrere Faktoren zusammenkommen. Der Fall erinnert an frühere Abstürze, bei denen menschliches Versagen oder gezielte Eingriffe eine Rolle spielten.

Die internationale Luftfahrtbranche und auch der Hersteller Boeing verfolgen die Ermittlungen mit großer Aufmerksamkeit, zumal der Dreamliner bereits in der Vergangenheit wegen Qualitätsmängeln in der Kritik stand. Bislang deuten die Fakten jedoch nicht auf einen systemischen Fehler des Flugzeugtyps hin.

Ausblick 

Der Abschlussbericht der indischen Ermittler wird in den kommenden Wochen erwartet. Ob die genauen Ursachen jemals vollständig geklärt werden, bleibt angesichts der Komplexität des Falls offen.

Klar ist: Sollte sich der Verdacht auf menschliches Fehlverhalten bestätigen, dürfte dies weitreichende Konsequenzen für die Ausbildung, Überwachung und Auswahl von Cockpitpersonal weltweit haben.

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