Lufthansa-Piloten stimmen über möglichen Streik wegen gescheiterter Altersvorsorge-Verhandlungen ab

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Bei der Lufthansa und ihrer Tochter Lufthansa Cargo könnte es bald erneut zu Streiks kommen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Verhandlungen zur betrieblichen Altersvorsorge für gescheitert erklärt und ruft die rund 4.800 Piloten zur Urabstimmung über mögliche Arbeitskampfmaßnahmen auf. Die Abstimmung beginnt am 12. September und soll voraussichtlich bis Ende des Monats dauern.

Gewerkschaft Cockpit Lufthansa-Piloten stimmen über Streik ab

Was genau ist der Vorwurf?

Die VC kritisiert, dass Lufthansa das 2017 eingeführte kapitalmarktfinanzierte Modell der Betriebsrente nur unzureichend absichert. Bis dahin hatten die Piloten eine klassische Betriebsrente mit garantierten Auszahlungen. Das neue Modell überträgt das Zinsrisiko auf die Piloten selbst, wodurch die Renditen deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die Gewerkschaft fordert, dass Lufthansa höhere Beiträge leisten muss, wenn die Renditen ausfallen. Trotz sieben Verhandlungsrunden habe Lufthansa kein ernsthaftes Angebot vorgelegt. VC-Präsident Andreas Pinheiro wirft dem Arbeitgeber Blockadehaltung und fehlenden Kompromisswillen vor.

Hintergrund des Konflikts

Die betriebliche Altersvorsorge ist ein zentraler Bestandteil der Absicherung für viele Piloten, besonders die sogenannte Übergangsversorgung, die bei vorzeitigem Ausscheiden aus dem aktiven Flugbetrieb greift. Die derzeitige Regelung sehe für die Piloten eingeschränktere Rentenleistungen vor, die durch das kapitalmarktbasierte System wirtschaftlichen Schwankungen unterworfen sind. Zudem sind das durchschnittliche Rentenalter und andere Konditionen verschlechtert worden. Der Streit steht auch im Kontext von Unterschieden zwischen den Beschäftigten der Lufthansa-Kerngesellschaft und der neueren Lufthansa City sowie regionaler Airlines, wo unterschiedliche Tarifbedingungen gelten.

Ablauf und Bedeutung der Urabstimmung

Die Pilotengewerkschaft startet die Urabstimmung vom 12. bis Ende September. Bis zum Abschluss der Abstimmung sind keine Streikaktionen geplant. Ob und wann ein Streik folgen wird, hängt vom Ergebnis der Mitgliederbefragung ab. Der letzte Pilotenstreik bei Lufthansa fand 2022 statt und dauerte einen Tag. Ein neuer Ausstand könnte erneut umfangreiche Flugausfälle verursachen, vor allem an den großen deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München sowie in weiteren Bundesländern.

Mögliche Folgen für Passagiere

Ein Streik der Lufthansa-Piloten würde voraussichtlich zu erheblichen Flugausfällen und Verspätungen führen, mit starken Auswirkungen auf zahlreiche Reisen in Deutschland und Europa. Passagiere sind in solchen Fällen gesetzlich durch die EU-Verordnung 261/2004 geschützt. Der Europäische Gerichtshof hat nämlich in mehreren Urteilen (u.a. Az.: C-28/20) entschieden, dass Streiks des Airline-Personals kein „außergewöhnlicher Umstand“ im Sinne der Verordnung sind, wenn sie von der Airline als internes und beherrschbares Ereignis angesehen werden können. Sie haben als Passagier je nach Verspätungsdauer oder Annullierung Anspruch auf Entschädigung und Betreuungsleistungen. Wichtig ist, dass Reisende Flugausfälle oder Verspätungen dokumentieren und ihre Ansprüche gegenüber der Fluggesellschaft geltend machen. Bei größeren Streiks kann es zu längeren Wartezeiten und eingeschränkter Verfügbarkeit von Ersatzflügen kommen.

Carl Christian Müller Mueller.legal

Rechtsanwalt Carl Christian Müller Vertragsanwalt der SOS-Flugverspätung ist Rechtsexperte für Reiserecht

 Entschädigung auch im Streikfall möglich

"Auch bei Pilotenstreiks sind Fluggäste nicht schutzlos: Nach der EU-Fluggastrechteverordnung besteht in vielen Fällen ein Anspruch auf Entschädigung. Wir unterstützen Sie dabei, Ihre Ansprüche durchzusetzen – kompetent, transparent und ohne Kostenrisiko."

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