Mehr Flüßigkeit im Handgepäck: Deutsche Flughäfen lockern die Regeln

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Frankfurt, München und Berlin rüsten auf. Neue Scanner-Technik macht Mitnahme größerer Flaschen statt der bisherigen Mini-Fläschchen möglich. Dennoch sollten Reisende vorerst die alten Bestimmungen beachten.

Die Zeiten der winzigen 100-Milliliter-Fläschchen im durchsichtigen Plastikbeutel könnten bald vorbei sein. Mehrere deutsche Flughäfen kündigen an, dass Passagiere künftig deutlich größere Mengen Flüssigkeit im Handgepäck mitführen dürfen - bis zu zwei Liter pro Flasche. Möglich wird dies durch moderne CT-Scanner, die Flüssigkeiten zuverlässig von Gefahrstoffen unterscheiden können.

Frankfurt startet, München und Berlin ziehen nach

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt sollen ab Mitte September erste Kontrollspuren mit der neuen Technik ausgestattet sein. Dort dürfen Reisende dann Flüssigkeiten in Flaschen mit bis zu zwei Litern Inhalt mitnehmen.

Auch der Flughafen München setzt bereits auf die neue CT-Technologie: In Terminal 2 stehen inzwischen 20 Geräte im Einsatz. Am Hauptstadtflughafen BER werden ebenfalls sukzessive alle Kontrollanlagen aufgerüstet.

Warum Passagiere trotzdem vorsichtig sein sollten

Obwohl die Umstellung läuft, raten Flughafenbetreiber wie Fraport dringend dazu, sich weiterhin an die bisherigen Regeln zu halten. Hintergrund: Nicht alle Kontrollspuren sind schon mit der neuen Technik ausgestattet. Wer Pech hat und an einer herkömmlichen Spur landet, muss weiterhin Flüssigkeiten in 100-Milliliter-Behältern im transparenten Beutel transportieren.

EU gibt grünes Licht – aber Zertifizierung bremst

Die EU-Kommission hat im Juli die Sicherheitsfreigabe für die Scanner erteilt. Hersteller wie Smiths Detection liefern bereits Hunderte Geräte an Flughäfen in 21 Mitgliedsstaaten. Doch die Einführung geht langsamer voran als gewünscht.

Der Flughafenverband ADV kritisiert das EU-Zertifizierungsverfahren als „zu langwierig und schwer nachvollziehbar“. Laut Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel seien die Airports einsatzbereit, bräuchten aber „klare und faire Regeln“ auf europäischer Ebene.

Hintergrund: Warum die Regeln überhaupt eingeführt wurden

Die strengen Beschränkungen gelten seit 2006. Damals hatten Ermittler einen geplanten Terroranschlag aufgedeckt, bei dem Sprengstoff aus Flüssigkeiten an Bord gemischt werden sollte. Um das zu verhindern, wurde die 100-Milliliter-Grenze eingeführt.

Mit der neuen CT-Technik ist es nun möglich, Flüssigkeiten präzise zu analysieren. Die Geräte erstellen dreidimensionale Bilder des Gepäcks, sodass Sprengstoffe zuverlässig erkannt werden können – ohne längere Wartezeiten.

Fazit für Reisende

Reisende können sich freuen: Die Sicherheitskontrollen werden komfortabler, Wartezeiten könnten sinken und die strengen Flüssigkeitsregeln gehören bald der Vergangenheit an. Bis die Technik jedoch flächendeckend verfügbar ist, sollten Passagiere vorsichtshalber weiterhin die alten Bestimmungen einhalten – und den guten alten Plastikbeutel ins Handgepäck packen.

Carl Christian Müller Mueller.legal

Rechtsanwalt Carl Christian Müller Vertragsanwalt der SOS-Flugverspätung ist Rechtsexperte für Reiserecht

Scanner checken Flüssigkeit, wir dein Recht

„Neue Scanner erleichtern den Umgang mit Flüssigkeiten – doch rechtliche Stolperfallen im Flugverkehr bleiben. Bei Verspätung, Annullierung oder verweigerter Beförderung haben Passagiere oft Anspruch auf Entschädigung. Wer seine Rechte kennt, fliegt entspannter – und mit mehr Geld im Gepäck.“

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