Smartlynx Airlines: Jetzt drohen Zahlungsausfälle in Millionenhöhe

Airline am Boden, Schulden in dreistelliger Millionenhöhe

Smartlynx Airlines (Latvia) hat ihren Flugbetrieb eingestellt und die Flotte unter lettischem AOC gegroundet. Die acht Airbus A320 und vier A321 der Airline stehen nach Flugdaten seit Ende November am Boden, wie Fachmedien berichten.​

Nach Informationen eines auf Luftfahrt-Insolvenzen spezialisierten Datendienstes belaufen sich die ausstehenden Verbindlichkeiten der lettischen Smartlynx auf insgesamt 238,4 Millionen Euro. Die Forderungsliste umfasst rund 780 Unternehmen, darunter Wartungsdienstleister, Flughäfen, Ausstatter und Technikpartner.​

Großteil der Schulden bei Avia Solutions und Tochtergesellschaften

Knapp drei Viertel der Schulden – rund 174,4 Millionen Euro – entfallen auf Unternehmen aus dem Umfeld des bisherigen Mutterkonzerns Avia Solutions Group. Zu den größten intragruppenbezogenen Gläubigern gehören:

• ASG Finance DAC (Irland): rund 117,2 Millionen Euro
• SmartLynx Airlines (Malta): rund 38,8 Millionen Euro
• SmartLynx Airlines OU (Estland): rund 12,5 Millionen Euro
• Smart Aviation Holdings SIA (Lettland): rund 2,3 Millionen Euro​

Avia Solutions hatte die lettische Smartlynx Airlines Ende Oktober an den niederländischen Fonds Stichting Break Point Distressed Assets Management und das Management verkauft, während die maltesische und estnische Smartlynx weiterhin zum Konzern gehören.​

Lufthansa Technik mit Forderungen im Millionenbereich

Zu den größten gruppenfremden Gläubigern gehört der deutsche MRO-Anbieter Lufthansa Technik. Nach aktuellen Berichten steht Smartlynx Airlines (Latvia) dort mit rund 4,95 Millionen Euro in der Kreide, Lufthansa Systems wartet auf weitere rund 81.500 Euro.​

Lufthansa Technik war in den vergangenen Jahren intensiv für Smartlynx tätig: Die Airline hatte 2023 Rahmenverträge für mehr als 25 C-Checks an Airbus A320 sowie umfangreiche Fahrwerkswartungen an A320, A321 und A330 abgeschlossen. Zudem war Smartlynx mit über 60 Flugzeugen an die Ersatzteilpools von Lufthansa Technik angebunden.​

Ein Sprecher der Lufthansa Technik bestätigte gegenüber Fachmedien, dass die Berichte zum Thema zur Kenntnis genommen wurden, verweigerte aber aufgrund des laufenden Verfahrens weitere Kommentare. Intern wird der Schaden noch nicht als endgültig beziffert.​

Schutzschirmverfahren und unklare Fortführungsperspektive

Nach dem Eigentümerwechsel beantragte Smartlynx Airlines (Latvia) am 28. Oktober 2025 beim Bezirksgericht Riga Schutz vor Gläubigern; ein gerichtlich überwachtes Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Die Airline hatte dafür rund 522.000 Euro an Steuerschulden in Lettland angegeben.​

Die neuen Eigner erklärten Mitte November, dass sich aus „keinem der sorgfältig geprüften Szenarien“ eine gangbare Fortführungsperspektive ergeben habe, und legten die lettische Smartlynx kurzerhand still. Ob und in welcher Form die Sanierung bis zum 28. Februar 2026 fortgesetzt wird, bleibt unklar.​

Weitere große Gläubiger

Neben Lufthansa Technik sind weitere internationale Technik- und Dienstleistungsunternehmen betroffen. So hat beispielsweise Airbus nach Branchenangaben rund 750.000 Euro an Forderungen für Ersatzteile gegenüber der lettischen Smartlynx.​

Auswirkungen auf Passagiere

Für Passagiere, die bereits Flüge mit Smartlynx Airlines gebucht hatten, bedeutet die Stilllegung in der Regel eine Annullierung der gebuchten Verbindung. Da die Airline ihren Flugbetrieb eingestellt hat, werden keine Flüge mehr durchgeführt, und die Tickets sind nicht mehr einlösbar. 

Bestehende oder neue Ansprüche wegen Verspätungen oder Annullierungen gegen Smartlynx werden durch die Insolvenz deutlich erschwert. Denn mit Eröffnung eines formellen Insolvenz- oder Sanierungsverfahrens werden Entschädigungsansprüche zu normalen Insolvenzforderungen, die beim zuständigen Gericht bzw. beim Insolvenzverwalter angemeldet werden müssen. Solche Forderungen werden in der Praxis häufig nur anteilig oder gar nicht bedient, wenn die Insolvenzmasse nicht ausreicht. Hiervon ist bei Smartlynx Airlines aktuell auszugehen. 

Wurde der Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht, sollte der Reiseveranstalter kontaktiert werden, da hier unter Umständen Ansprüche aus dem Pauschalreiserecht bestehen, die von der Airline-Insolvenz unabhängig sind.