Wet-Lease-Flug:
Was bedeutet ACMI-Leasing
und wer haftet bei Verspätung?

  • Wet-Lease: Gebucht bei Airline A, geflogen mit Flugzeug und Crew von Airline B
  • Die Durchführung des Fluges erfolgt im Auftrag: Technik, Personal und Betrieb kommen von einer anderen Airline
  • Bei Problemen haftet immer Airline A als Vertragspartner

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Flugverspätung Flugausfall / Umbuchung

Wet Lease-Flug - alles was Sie wissen müssen

Viele Flugreisende buchen bei einer bekannten Airline und sitzen dann in einem Flugzeug samt Crew einer ganz anderen Fluggesellschaft. Was zunächst überraschend wirkt, ist in Wahrheit ein gängiges Modell im internationalen Luftverkehr: der sogenannte Wet-Lease-Flug.

🖐️ Wet Lease-Flug - Begriffserklärung

Ein Wet-Lease-Flug liegt vor, wenn eine Airline ein Flugzeug inklusive Cockpit-Crew, Kabinenpersonal, Wartung und Versicherung  von einer anderen Fluggesellschaft mietet. Der Fachbegriff lautet „ACMI-Leasing“, abgeleitet aus den englischen Begriffen für Aircraft, Crew, Maintenance und Insurance.

Für Passagiere bedeutet das: Sie buchen bei einer bekannten Airline, sitzen aber in einem Flugzeug, das von einer anderen Airline betrieben wird, mit deren Crew, Technik und Abläufen.

Wet-Lease wird von Fluggesellschaften häufig genutzt, um kurzfristig Kapazitäten aufzustocken, zum Beispiel bei Flugzeugengpässen, Streiks, technischen Problemen oder saisonalen Zusatzverbindungen. Die Durchführung durch eine Dritt-Airline muss bei der Buchung oder spätestens vor Abflug klar kenntlich gemacht werden.

Woran erkenne ich einen Wet Lease-Flug?

Für Fluggäste ist das Wet Lease im Vorhinein oft nicht erkennbar. Zur Verwunderung kommt es darum erst beim Boarding, wenn die Lackierung der Maschine andere Farben hat als erwartet. Dennoch gibt es einige Hinweise, auf die Sie achten können:

  1. Ticket oder Buchungsbestätigung prüfen: Achten Sie auf Hinweise wie „durchgeführt von...“, „operated by...“ oder ähnliche Formulierungen.
  2. Unterschiedliche Flugnummern und Airline-Namen: Oft tragen die Flugnummer und das Fluggerät nicht dieselbe Airline-Kennung (z. B. Flugnummer der Eurowings, aber Flugzeug bemalt in Farben von TUI fly).
  3. Online-Check-in zeigt die durchführende Airline: Spätestens beim Online-Check-in erscheint der Name der operierenden Fluggesellschaft, z. B. bei Bordkarten oder auf der Airline-Website.
  4. Ansagen und Branding am Flughafen: Manchmal ist die Durchführung nur durch die Uniform der Crew, den Bordansagen oder die Bemalung des Flugzeugs erkennbar – insbesondere bei kurzfristigen Wet-Lease-Einsätzen.

Tatsächlich ist es aber, insbesondere bei längerfristigen Wet Lease-Vereinbarungen, oftmals von außen nicht erkennbar, dass nicht die Airline den Flug ausführt, bei der der Flug gebucht wurde. Einige typische Anwendungsfälle:

  • ✈️ Technische Wartung: Fällt ein Flugzeug wegen planmäßiger Wartung aus, wird für mehrere Wochen ein Ersatzgerät inklusive Crew angemietet.
  • 🌍 Streckentests & neue Ziele: Möchte eine Airline ein neues Reiseziel zunächst testweise bedienen, greift sie häufig auf Wet-Lease zurück – ohne eigene Kapazitäten langfristig zu binden.
  • 🌤️ Saisonverkehr: Viele Airlines mieten für Sommer- oder Wintersaisons zusätzliche Flugzeuge, z. B. auf touristischen Mittelstrecken.

🔄 In solchen Fällen kann es vorkommen, dass das Flugzeug die Lackierung (Livery) der buchenden Airline trägt. Nur ein kleiner Aufkleber, etwa „operated by SmartLynx“, weist dann noch auf die tatsächlich durchführende ACMI-Airline hin.

Wie Wet-Lease-Flüge in der Praxis eingesetzt werden

🛫

Eurowings
Eurowings setzt regelmäßig Wet-Lease-Flugzeuge ein, z. B. von TUIfly oder Czech Airlines, besonders auf Ferienrouten. Flüge finden unter Eurowings-Flugnummer statt, aber mit fremder Crew und Technik.

🌍

Norwegian
Nowegian nutzt Wet-Lease u. a. von HiFly oder Privilege Style zur Bedienung von Langstrecken. Typisch sind kurzfristige Leasingverhältnisse bei Flottenproblemen oder in der Hochsaison.

✈️

Lufthansa
Lufthansa setzt In Ausnahmefällen Air Baltic oder Air Belgium als Wet-Lease-Partner ein, z. B. bei kurzfristigem Bedarf oder Flugzeugausfällen im Europaverkehr.

🔄

SmartLynx / Avion Express
SmartLynx ist pezialisiert auf Wet-Lease im Charter- und Ferienflugbereich. Fliegen regelmäßig im Auftrag großer Airlines im Branding der Auftraggeber quer durch Europa.

Wer haftet bei Flugverspätung oder Annullierung beim Wet-Lease-Flug?

Bei einem Wet-Lease-Flug wird die Flugleistung zwar von einer anderen Airline erbracht, die Verantwortung gegenüber den Passagieren bleibt jedoch bei der buchenden Fluggesellschaft – also der Airline, mit der der Beförderungsvertrag geschlossen wurde.

Das bedeutet: Bei Flugverspätungen, Annullierungen oder verweigerter Beförderung ist nicht die ausführende Wet-Lease-Airline haftbar, sondern die vertraglich verantwortliche Fluggesellschaft.

Diese bleibt verpflichtet, Ihnen nach der EU-Fluggastrechteverordnung (EG Nr. 261/2004) eine Entschädigung oder Ausgleichsleistung zu zahlen auch zwar auch dann, wenn sie das Flugzeug, die Crew und den Flugbetrieb ausgelagert hat.

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✈️ Wet-Lease-Flug: Die buchende Airline haftet bei Verspätung – auch wenn sie den Flug nicht selbst durchführt

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat mit Urteil vom 4. Juli 2018 (Rechtssache C‑532/17) entschieden, dass die buchende Airline gegenüber Fluggästen für Ausgleichsansprüche bei erheblicher Flugverspätung haftet, selbst wenn sie den Flug im Rahmen eines Wet-Lease-Vertrags von einer anderen Fluggesellschaft durchführen lässt.

Im zugrunde liegenden Fall hatte eine Fluggesellschaft einen Flug durch ein anderes Luftfahrtunternehmen im Wege des Wet-Lease durchführen lassen. Der Flug verspätete sich erheblich. Die Passagiere verlangten eine Entschädigung nach der EU-Fluggastrechteverordnung (EG Nr. 261/2004) – zu Recht, wie der EuGH klarstellte.

Die Richter urteilten, dass die Vertragsairline als ausführendes Luftfahrtunternehmen im Sinne der Verordnung gilt, auch wenn sie den Flug „faktisch“ durch ein anderes Unternehmen erbringen lässt. Maßgeblich sei, wer den Flug wirtschaftlich organisiert und gegenüber dem Passagier als verantwortlicher Leistungsträger auftritt.

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Rechtsanwalt Carl Christian Müller Vertragsanwalt der SOS-Flugverspätung ist Rechtsexperte für Reiserecht

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Warum nutzen Airlines Wet-Lease?

Der Einsatz von Wet-Lease-Flügen bietet Airlines eine hohe operative Flexibilität und ist in vielen Situationen eine strategische Option. Ob technische Engpässe, saisonale Nachfragespitzen oder neue Streckenerprobungen: Wet-Lease-Verträge ermöglichen es Fluggesellschaften, kurzfristig Kapazitäten zu erweitern, ohne eigene Flotten- oder Personalreserven zu benötigen.

✅ Vorteile für Airlines

  • Schnelle Verfügbarkeit: Bei technischen Ausfällen oder Wartungsereignissen können Ersatzflugzeuge samt Crew kurzfristig angemietet werden – ohne aufwendig eigene Besatzungen umzuschulen oder Genehmigungen einzuholen.
  • Mehr Flugzeugvielfalt: Durch Wet-Lease können Airlines auch Flugzeugtypen einsetzen, für die ihre eigenen Crews keine Zulassung haben – denn es fliegt die Crew der vermietenden Airline.
  • Saisonale Flexibilität: Besonders in der Ferienzeit oder bei Events können Airlines zusätzliche Kapazitäten bereitstellen, ohne ihre Flotten dauerhaft aufzustocken.
  • Virtuelle Airlines: Einige Fluggesellschaften betreiben gar keine eigene Flotte, sondern mieten den gesamten Flugbetrieb – inklusive Technik, Crew und Know-how – im Wet-Lease. Diese Anbieter werden als virtuelle Fluggesellschaften bezeichnet.
  • Atlas Air & Co.: Große Wet-Lease-Spezialisten wie Atlas Air oder SmartLynx haben sich darauf spezialisiert, Flugzeuge samt Service dauerhaft oder im Wechsel unter fremder Flagge fliegen zu lassen – ohne unter eigenem Namen aufzutreten.

⚠️ Risiken und Nachteile

  • Abhängigkeit vom Leasinggeber: Gerät die gemietete Airline in finanzielle Schieflage oder zahlt der Leasingnehmer nicht, droht im Extremfall der sofortige Ausfall der Flotte – denn die Leasinggeber behalten das Eigentum an den Maschinen und können sie bei Zahlungsrückständen ins Ausland verbringen.
  • Plötzlicher Flugbetriebskollaps: In mehreren Fällen – z. B. bei Spanair oder Malév im Jahr 2012 – führte die Abhängigkeit von geleasten Maschinen zum abrupten Aus der Fluggesellschaft.
  • Kostenrisiken bei Betriebsunterbrechungen: Während Flugzeuge im Eigentum abgestellt und nur gewartet werden müssen, laufen Leasingkosten weiter – etwa bei Naturereignissen (Eyjafjallajökull 2010) oder pandemiebedingten Groundings. Einige Airlines, die stark auf Leasing setzten, überlebten die Covid-Krise nicht.

Das Wichtigste zu Wet-Lease-Flügen auf einen Blick

  • Wet-Lease bedeutet: Ein Flugzeug wird mit Crew, Technik und Versicherung (ACMI) von einer Airline an eine andere vermietet.
  • Für Passagiere ist oft nicht sofort erkennbar, wer den Flug tatsächlich durchführt. Hinweise wie „operated by...“ helfen bei der Einordnung.
  • Auch wenn eine andere Airline fliegt, bleibt die vertraglich gebuchte Airline haftbar, etwa bei Verspätungen, Annullierungen oder Gepäckverlust.
  • Der EuGH hat klargestellt, dass Wet-Lease keine Ausnahme darstellt: Ansprüche bestehen gegenüber der Buchungsairline.
  • Wet Lease Flüge sind vor allem in der Hochsaison oder bei kurzfristigen Engpässen weit verbreitet.

💡 Tipp: Wer wissen möchte, welche Airline den Flug tatsächlich durchführt, sollte bei der Buchung genau hinschauen oder vorab über Dienste wie Google Flights oder flightradar24 recherchieren.

 

👉 Hier erfahren Sie mehr zu dem Thema: Wo finde ich meine Wet-Lease-Flugnummer und woran erkenne ich, wer den Flug durchgeführt hat?

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